
Verteuerungen in neuem ausmaß
angespannte lage
Die Papierindustrie in Deutschland
ist eine der größten der Welt. Im
Jahr 2019 erwirtschafteten die Unternehmen
der Branche mit 160.000 Beschäftigten
einen Umsatz von 45,41 Mrd. Euro.
Im Jahr 2020 bestanden in Deutschland
hundert Tonnen Papier zu 79 % aus Altpapier,
die restlichen 21 % sind Zellstoff
oder Holz. Der größte Anteil an Zellstoff
8 Ι boss 11-12 Dezember 2021
wird in Skandinavien und Lateinamerika
gewonnen. Beim Zellstoff besteht aktuell
jedoch eine starke Nachfrage aus China.
Das Land verwendet für die Papierproduktion
vermehrt Frischfaser anstatt Recyclingabfall.
Seit dem Sommer 2020
sind die Rohstoffkosten im Bereich Zellstoff
daher stark gestiegen, innerhalb
eines Jahres um über 60 %. Die Verarbeitung
von Zellstoff ist sehr energieintensiv
und die Preise für Energie und Transport
nahmen ebenfalls außerordentlich zu.
Beispielsweise bei Gas haben sich die
Beschaffungskosten verdreifacht.
Zu wenige LKW-Fahrer, gestiegene
Kraftstoffpreise und ein Mangel an
Frachtraum verschärft die Situation zusätzlich.
Auch die Verwerfungen und
Behinderungen in der Überseelogistik
machen sich bei der Lieferung von Papier
bemerkbar. Die Kosten für einen Container
betrugen im Juni 2021 knapp 6.800
Dollar. Das ist viermal so viel wie 2020.
Verlagerung der Produktion
Viele Produktionsstandorte in Europa
haben ihre Kapazitäten abgebaut,
sowohl durch komplette Werksschließungen
als auch durch Umbau zu einer
Produktion für Wellpappenrohpapiere
durch die gestiegene Nachfrage nach
Verpackungen während der Pandemie.
Allein der schwedische Papierhersteller
Stora Enso nahm 2020 über eine Million
Tonnen holzfreies Papier vom finnischen
Markt und will weitere Fabriken auf Verpackungskartons
umstellen.
Die Großhandelspreise für Altpapier
haben sich im September 2021 gegenüber
dem Vorjahresmonat mehr als verdreifacht.
Papier- und Pappereststoffe
waren im Großhandel zuletzt um 147 %
teurer. Aus dem Ausland importiertes
Altpapier hat sich ebenfalls stark verteuert:
Die Einfuhrpreise lagen im September
2021 um 75 % über denen im Vorjahr.
PaPIErMarKt | Es ist eine herausfordernde Situation für alle
Beteiligten. Gestiegene rohstoff-, Energie- und transportkosten
sorgen aktuell für wachsende Unruhe bei Papierherstellern,
Großhändlern und Händlern. Getroffene Preisvereinbarungen
können nicht mehr eingehalten werden, Verträge werden
gebrochen. Es wird teurer – auch für den Endverbraucher.
Ein wichtiger rohstoff für die Papier -
produktion: altpapier.
Foto: Falk Blümel, pixelio.de
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